Indikatoren des Bildungsberichts

Indikatoren lassen sich als quantitative Messgrößen verstehen, die komplexe, in der Regel mehrdimensionale Zusammenhänge möglichst einfach und verständlich beschreiben. Der nationalen Bildungsberichterstattung in Deutschland liegt ein weiter Indikatorenbegriff zugrunde. Danach bilden Indikatoren einen thematisch eindeutig, aber oft mehrdimensional definierten Aspekt von Bildung mit verschiedenen statistischen Kennziffern ab. Die exakte Definition solcher Kennziffern beinhaltet eine Vielfalt technischer Festlegungen: die Angabe der Datensätze und der Messgrößen/ Variablen, aus denen sie ermittelt werden, die Eingrenzung der einzubeziehenden Population, die Berechnungsformel und die Regelung statistischer Detailfragen wie etwa zum Umgang mit fehlenden Werten.

Kernindikatoren und weitere Indikatoren

Im Unterschied zu Studien, die komplexe Verläufe, Veränderungen und Effekte analysieren, soll Bildungsberichterstattung (national) repräsentative und gleichzeitig fortschreibbare Daten zu den Bildungsvoraussetzungen, Bildungswegen und Bildungsergebnissen von Individuen bündeln. Diese Informationen werden mit Daten zu Qualitätsmerkmalen von Institutionen und weiteren Kontextinformationen (z. B. ökonomischer Art) zusammengebracht, um so das Zusammenwirken bildungsorganisatorischer und lebensweltlicher Faktoren mit wissenschaftlichen Methoden transparent machen. Die Indikatoren werden dabei in jedem Bildungsbereich (frühkindliche Bildung, Schule etc.) so ausgewählt, dass möglichst ein zentraler Indikator für Input, für Prozessaspekte und für den Output enthalten  ist. Zu den Inputfaktoren lassen sich beispielsweise Bildungsausgaben oder die personellen Ressourcen zählen, zur Prozessebene z. B. der Umgang mit Bildungszeit und zur Output-/Outcome-Dimension Kompetenzen ebenso wie berufliche Karrierechancen.

Um auch bildungspolitisch aktuelle und weniger zentrale, gleichwohl wichtige Sachverhalte und Problemaspekte des Bildungswesens nicht zu vernachlässigen, wurde die Differenzierung zwischen Kern-  und Ergänzungsindikatoren eingeführt: Kernindikatoren sind solche, die mit unterschiedlichen Akzenten in jedem Bericht  – also alle zwei Jahre – aufgenommen werden. Über Ergänzungsindikatoren kann in unregelmäßiger Reihenfolge, z. B. nach Grad der Aktualität ihrer Probleme, berichtet werden.

Indikatorenkonzept

Indikatoren, die auf mehreren statistischen Kennziffern beruhen, ermöglichen zeitkritische Akzentuierungen und analytische Schwerpunktsetzungen, ohne die Fortschreibung eines Indikators innerhalb der Berichterstattung zu gefährden. Es müssen z. B. nicht in jedem Bildungsbericht alle möglichen Teilkomponenten eines Indikators analysiert werden. Mit diesen wechselnden Aufgliederungen wird die Bildungsberichterstattung unterschiedlichen Zielkriterien gerecht. Beispielsweise kann einmal der Fokus auf dem internationalen Benchmarking liegen, ein anderes Mal auf Unterschieden zwischen Bildungs-, Ausbildungs- und Studiengängen oder auch auf dem Zusammenhang mit Hintergrundmerkmalen der Bildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer (Geschlecht, sozialer Status u. Ä.). So bleibt der Neuigkeitswert der Indikatoren erhalten und es wird möglich, über einzelne inhaltlich zentrale Indikatoren wie z. B. Kompetenzen im Schulalter regelmäßig zu berichten, auch wenn nicht zu jedem Bildungsbericht neue Basisdaten vorliegen.

Beispiel für einen Indikator

Kompetenzen am Ende der Grundschulzeit: Der Indikator ist durch die Kategorie „Kompetenzen“ und den Messzeitpunkt „Ende der Grundschulzeit“ eindeutig definiert. Die Kategorie „Kompetenzen“ lässt sich allerdings in mehrere Teilkonstrukte wie Lesekompetenz oder naturwissenschaftliche Kompetenz aufschlüsseln und empirisch anhand verschiedener Kennziffern darstellen (z. B. Mittelwert und Standardabweichung, prozentuale Anteile von Kindern je Kompetenzstufe, soziale Gradienten). Die so gemessenen Kompetenzniveaus lassen sich weiter nach institutionellen Merkmalen der Schulen (hier z. B. öffentlich/privat, Ganztags-/Halbtagsschule) und nach personenbezogenen Merkmalen der Schülerinnen und Schüler (Geschlecht, soziale Herkunft, Migrationshintergrund u. a.) differenzieren.

Eine solche Konstruktionsweise ist beispielhaft für Indikatoren der nationalen Bildungsberichterstattung in Deutschland. Die Komplexität erlaubt eine gewisse Offenheit im Zeitverlauf, insbesondere die Einbeziehung von neuen oder weiterentwickelten Datenquellen bei Beibehaltung der grundlegenden theoretisch-konzeptionellen Bezugspunkte.